Die Essener Funke-Mediengruppe darf sich zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften von Axel Springer einverleiben. Zu einem Kaufpreis von 920 Millionen Euro hatten beide Unternehmen den Verkauf vor neun Monaten angekündigt. Am Dienstag gab das Kartellamt nun grünes Licht für den Verkauf der Springer-Fernsehmagazine an Funke („Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, „Gong“). Damit kommt das Milliardengeschäft entscheidend voran.
Allerdings muss Funke acht kleinere Fernsehtitel an den mittelständischen Klambt-Verlag („Grazia“, „Frau mit Herz“) abgeben. Das Familienunternehmen mit Sitz in Speyer hatte bisher keine Fernsehtitel und erhält jetzt auf diesem Feld einen Marktanteil von etwa 10 Prozent, wodurch das Kartellamt weiter einen Wettbewerb von vier Verlagen in diesem Bereich sieht (neben Bauer und Burda). „Der Marktzutritt stellt nunmehr sicher, dass in einem der auflagenstärksten Märkte für Publikumszeitschriften negative wettbewerbliche Auswirkungen des Vorhabens zu Lasten der Leser und der werbenden Wirtschaft vermieden werden“, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.
An Funke gehen die Regionalzeitungen „Berliner Morgenpost“ und „Hamburger Abendblatt“, Frauenmagazine wie „Bild der Frau“ und zwei Fernsehmagazine; alle verkauften Springer-Titel erreichten 2012 einen Umsatz 512,4 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 94,8 Millionen Euro. Während Funke mit den beiden Titeln „TV Digital“ (Verkaufte Auflage: 1,8 Millionen Exemplare) und „Hörzu“ (1,2 Millionen Exemplare) zwei der vier größten Programmzeitschriften erhält, gehen an Klambt die deutlich kleineren Magazine. Der Verlag bekommt die Springer-Titel „Bild Woche“, „Funk Uhr“ und „TV Neu“ sowie die Funke-Titel „Die Zwei“, „Super TV“, „TV 4 Wochen“, „TV 4×7“ und „TVpiccolino“. Die Klambt-Neuerwerbungen kommen zusammen dagegen nur auf eine verkaufte Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren.
Offen sind noch geplante Gemeinschaftsunternehmen für Anzeigen und Vertrieb, an denen Springer die Mehrheit halten soll. Diese kündigten beide Unternehmen als Teil des Kaufs ebenfalls vor neun Monaten an. Hierzu steht eine Entscheidung des Kartellamtes noch aus.
Mehr im Blog:
Funke gibt Springer-Titel an Klambt weiter
#Umbruch: Rundfunkabgabe sinkt, Funke wartet, Burda kauft
#Umbruch: Funke wartet auf Springer-Titel, SPD findet Geschäftsführer, die Rundfunkabgabe hält sich
#Umbruch: Presseverlage gegen Google, Einstieg bei VG Media, Christian Nienhaus geht
#Umbruch: Nienhaus geht, Springer bereitet Funke-Gemeinschaft vor, Bravo verliert
Zeitungsmanager Christian Nienhaus wird Funke verlassen
Millionengeschäft: SPD verkauft Anteil an “Westfälischer Rundschau”
Anzeigenrückgänge: Die WAZ spart und streicht 200 Stellen
WAZ-Mediengruppe: SPD-Medienholding schießt gegen Aus für eigenständige „Westfälische Rundschau”
WAZ und Berliner Verlag: Zeitungen im Westen und Osten wollen sparen
Konzentration aufs Lokale: WAZ-Gruppe strafft Abläufe und baut um
Nienhaus und Braun wollen sich Spitze der WAZ-Gruppe teilen
Grotkamp kauft Hälfte der WAZ: Mediengruppe steht vor einem Umbau
Kommentar: Viel Arbeit im Westen
Zeitungsbranche: Der WAZ-Anteilsverkauf naht
Hombach vor dem Abschied von der WAZ: Bodo macht was Neues
500 Millionen Euro: WAZ-Gruppe steht kurz vor Eigentümerwechsel
WAZ baut ab: „Weg aus den roten Zahlen” – 300 Stellen weniger
Essener Mediengruppe: Das neue WAZ-Modell
_____________________________________________________________
F.A.Z.-Blog Medienwirtschaft
www.faz.net/medienwirtschaft
Twitter: www.twitter.com/jan_hauser
von Jan Hauser erschienen in Medienwirtschaft ein Blog von FAZ.NET.